Bei der Demo „Leerer Bauch studiert nicht gern – soziale Verbesserungen sofort!“ am 30.06.2023 | At the demo „Empty belly doesn’t like to study – social improvements immediately!“ on 30.06.2023

English version below

(Es gilt das gesprochene Wort)     

Wenn wir über gerechte Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums sprechen, vor allem in Krisenzeiten, sind die üblichen Fragen:

Wer bezahlt?

Und wer wird bezahlt?

30 Jahre Neoliberalismus und alle Einschnitte in unsere gesellschaftliche Teilhabe haben die Idee wiederbelebt, dass diese Frage individuell zu beantworten wäre.

Unter dem Motto „Jeder ist seines Glückes Schmied“ sollen gesellschaftlich schädliche Produktionsverhältnisse und daraus resultierende unfair Verteilung des erarbeiteten Reichtums gerechtfertigt werden: durch Leistungsideologie und die Behauptung der „Eigenverantwortung“.

Das gilt durchaus auch für das Studium. Nur ungefähr 13% der Studierendenschaft bekommen BAföG und darunter nur wenige die volle, aber trotzdem unzureichende und verfassungswidrig niedrige Summe. Die seit 1974 immer restriktiverer BAföG-Konterreformen bedeuten elitären Zugang zur Bildung sowie permanenten Leistungs- und Zeitdruck von Eltern, von dem Staat und bei der Arbeit. Bildung wird dadurch belastend für die, die leisten können und unmöglich für die, die nicht können.

Die Ungleichheit setzt sich durch.

Ständig wird uns eingeredet, dass 3, 4 oder 5 Minijobs oder Sommerjobs normal seien, dass Bescheidenheit und Gehorsam die neue Alternative seien, dass der Mensch nur in Konkurrenz zueinander leben könne.

Jedoch! Die Beendigung von Hunger, Elend und Krieg, die Bekämpfung der ökologischen Krise sind not-wendig. Lösungen gibt es nur gemeinsam. Sie erfordern den Wiederaufbau internationaler Kooperation und die Solidarität und Bildung der großen Mehrheit.
Individuelle Anstrengung ist deswegen keinerlei Lösung.
Diesen Widerspruch sollten wir positiv beantworten.

Deshalb kämpfen wir für BAföG für Alle, einschließlich aller internationaler Studierender.

Eine würdevolles und restriktionsfreies BAföG für Alle ist über die individuelle Finanzierung hinaus, ein Bruch mit dem Zeitgeist des Individualismus.

Der Individualismus ist die subjektive Seite der neoliberalen Standortkonkurrenz, für die die internationalen Studierenden bisher grundsätzlich vom BAföG ausgeschlossen werden und Regelungen gelten, die sicherstellen, dass nur die Bildungselite anderer Länder zum Studieren es hierher schafft.

BAföG für Alle heißt: Als produktiver Teil der Gesellschaft werden Studierende nicht mehr anhand ihrer Leistung oder Herkunft aussortiert und gemessen daran finanziert, sondern: jeder bekommt BAföG und jeder hat die Verantwortung und Möglichkeit, die Forschung, Lehre und Bildung so zu gestalten, dass progressiv verteilter Reichtum, kontinuierlich zu einer besseren und wirtschaftlichen nachhaltigen Welt beiträgt.

Von Meritokratie und Konkurrenz zu einem würdevollen Leben!

Von Kriegswirtschaft und Profitgier zur gesellschaftlichen Verantwortung!

Von gesellschaftlichem Druck zu pauken zur emanzipatorischen Wissenschaft!

Für eine bessere Zukunft. Abseits von jeglicher Diskriminierung: Von alle, für Alle!


English version

– The spoken word is valid –

Who pays and who gets paid? —that is usually the first question we hear when we discuss the question of the fair distribution of social wealth in Germany, especially in times of crisis.

This question is then answered on the back of 30 years of neoliberalism and all of the restrictions that have been placed on our social inclusion and increased social involvement, with individualism.

The motto „everyone is responsible for their own happiness“, social production and the unfair distribution of wealth which is a result of these, are answered with calls to performance ideology and individual responsibility.

This train of thought is also used with respect to higher education. Only about 13% of the student body receives financing through BAföG and of these students only a handful of them receive the entirety of the insufficient and unconstitutional complete amount. Counter reforms to the original1974 BAföG legislation have led to an increase in elitist access to education, performance and time pressure from parents, from the state and in the work. In this way education becomes burdensome for those who can afford it and impossible for those who cannot.

Inequality prevails.

In being forced to think in this way, we are constantly being pushed to believe that 3, 4, or 5 mini-jobs or summer jobs are normal, that modesty and obedience are the new alternative, that one can only live in competition with one another.

On the other hand, the need for educated people to fight the climate crisis, end misery and rebuild international cooperation, shows that we need to find a common solution. We have to answer this contradiction positively.

The solution to this contradiction cannot be that everyone rely solely on their individual effort. A dignified and restriction-free BAföG for all (BAföG für Alle) goes beyond individual financing, it is a break with the zeitgeist of individualism. As productive members of society, students must no longer be weeded out by their performance and financed according to it. Everyone must be allowed to take responsibility in shaping the research, teaching and education allowing for a progressive distribution of wealth, which continuously contributes to a better and economically sustainable world.

Instead of meritocracy and competition, a dignified life. Instead of an economy rooted in profit and greed, emancipatory science. Instead of social pressure and cramming, social responsibility for a better future. Let us bring our politics away from any form of discrimination: From all, for all!