Referat Für Internationale Studierende (RiS)

Die Interessenvertretung der ausländischen Studierenden und Studierenden mit Migrationshintergrund im AStA der Universität Hamburg

Was sind die Probleme der internationalen Studierenden?

Der Text ist aus der RiS-Zeitung Sommersemester 2019 (immer noch aktuell)

Die Welt verändern – Im Alltag überleben?

–„Können Sie mir helfen?“
„Du kannst Du zu mir sagen, ich bin auch Studentin. Komm rein! Worum geht es?“
–„Ah ja, gut! Ich habe ein Problem mit dem Sprachzertifikat. Können Sie mir sagen, was ich tun kann?“
„Wirklich, wir sind hier alle Studierende. Setz Dich doch bitte!“
–„Ich habe mein Zeugnis von der Deutsch C1 Prüfung noch nicht, aber ich glaube ich habe bestanden. Das Zeugnis kommt in vier Wochen. Aber die Universität will vorher meine Immatrikulation zurücknehmen; und dann verliere ich mein Visum und dann muss ich nach Brasilien. Das geht nicht. Man hat gesagt, hier kriege ich Hilfe?“
„Wie heißt Du? Ich bin XyX. Setz Dich erst mal und erzähl‘…!“

Es stellte sich heraus, dass die Kommilitonin nach Deutschland gekommen ist, weil sie sozialkritische Kriminologie in Brasilien nicht weiter studieren kann. Der Putschist Bolsonaro und seine Leute versuchen mit extrem rechter Politik die Gesellschaft und die Universitäten unter Kontrolle zu kriegen; sie streichen Stipendien, bedrohen und entlassen Wissenschaftler*innen… Die Studentin will für soziale Gerechtigkeit und eine humane Justiz eintreten; sie hat die Hoffnung, hier studieren zu können. Aber sie hat eine private Krankenversicherung, die viel Geld kostet. Ihre Immatrikulation und ihr Aufenthaltstitel sind gefährdet. Sie darf nur 120 Tag im Jahr arbeiten, aber muss davon leben können. Sie muss der Ausländerbehörde nachweisen, dass sie  8.700  €10,236 Euro auf einem Konto hat, um sich ein Jahr zu finanzieren. Einen BAföG-Anspruch hat sie nicht. Und eine Wohnung zunächst nur für drei Monate… So oder ähnlich sind erste Begegnungen mit anderen internationalen Studierenden häufig. Manche wollen „nur“ studieren, manche sind politisch engagiert, fast alle haben Angst vor den deutschen Institutionen, aber auch die Hoffnung auf ein besseres Leben – nicht nur für sich, sondern für die Vielen. Mit Bildung, Wissenschaft und Solidarität zu Menschenrechten und friedlicher Entwicklung beizutragen, aber zugleich bedrängt von Bürokratie und sozialer Not zu „überleben“ – das sind die Pole, zwischen denen sich internationale Studierende bewegen. Spätestens die Erfahrungen in Deutschland mit Diskriminierung, sozialer Not, permanentem Leistungsdruck und Bürokratie politisieren uns. Aber wir kämpfen. Und wir feiern die Begegnungen mit Menschen aus aller Welt hier so gut wir können. In Hamburg kommt die Welt zusammen!

Rund 6.000 Studierende der Universität haben keinen deutschen Pass; sie kommen aus über 130 Ländern. Noch erheblich mehr haben einen Migrationshintergrund. Für alle ist das Referat für internationale Studierende (RiS) im AStA eine Möglichkeit, sich zu orientieren und solidarisch zu organisieren. Denn: Als „Ausländer“ hat man in Deutschland viele Pflichten. Aber durch studentische Bewegung gibt es auch Rechte und demokratische Strukturen für Interessenvertretung, in der sich alle beteiligen können. An der Universität haben auch „ausländische“ Studierende das Recht zu wählen. Man kann protestieren, sich solidarisieren und seine Stimme erheben. Man kann – gemeinsam – die Lage der internationalen Studierenden verbessern. Man kann gegen den Finanzierungsnachweis kämpfen und für BAföG für alle. Man kann für mehr und bessere Deutschkurse eintreten. Man kann Teil der sozialen Bewegungen für günstigen Wohnraum werden. Man kann Kommiliton*innen aus aller Welt, ihre Kulturen und ihre Sehnsüchte kennenlernen. Gemeinsam kann man: kreativ sein, alltägliche Probleme lösen, feiern, künstlerisch, dichterisch und politisch Wünsche und notwendige Rechte thematisieren. Niemand muss allein klar kommen! Internationale Solidarität gibt jeder Stimme einen klaren, lauten und guten Klang. Dafür ist das Referat für internationale Studierende – das „ RIS“ – da.