BAS-Pressemitteilung
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Ein Teil der bereits in Deutschland befindlichen ausländischen Studierenden erhielt vergangene Woche die überfällige Auszahlung für Juli. Andere sitzen weiterhin auf dem Trockenen. Vor allem bei noch im Ausland befindlichen Studierenden herrscht Unsicherheit. Ulm, 27.07.2021
Wer vor Juni bereits Zahlungen vom Sperrkontenanbieter »BAM Bundesweites Anlagemanagement« erhalten hat, bis dieser »technische Schwierigkeiten« vermeldete, hat Glück im Unglück. Mitte vergangener Woche erhielt ein Teil der Betroffenen die Nachzahlung für Juli. Der Bundesverband ausländischer Studierender (BAS) begrüßt diesen Schritt, mahnt aber gleichzeitig an, dass der Transfer für die übrigen Betroffenen zügig erfolgen müsse. Ebenso setzt sich der BAS für eine unverzügliche Rückzahlung der gesamten Summe ein. Das DSW versprach schnelle unbürokratische finanzielle Hilfe über die die bereits bestehenden Wege über die lokalen Sozialberatungen. Der BAS macht darauf aufmerksam, die Betroffenen, die keinem Studium nachgehen oder noch nicht an einer Hochschule immatrikuliert sind, nicht zu vergessen.
Am Donnerstag präsentierte die BaFin den Fahrplan für die geordnete Übertragung der Einlagen der ausländischen Studierenden an alternative Anbieter. Doch der BAS gibt noch keine Entwarnung. »Von den angehenden Studierenden, die das Sperrkonto bei BAM eröffnet haben, um ihr Studienvisum zu beantragen, wird ebenfalls ein neues Sperrkonto bei einem anderen Anbieter verlangt. Die BaFin hat zwar mittlerweile einen Prozess hierfür bekanntgegeben, jedoch dürfte sich dieser hinziehen«, führt Fabian de Planque, Finanzreferent des BAS, aus. »Die Visavergabe ist zeitkritisch. Bis zum Beginn des Wintersemesters dauert es nicht mehr lange. Hier ist eine unbürokratische Lösung gefragt.« Der BAS setzt sich dafür ein, dass die Summe als Finanzierungsnachweis ausreicht. »Die Botschaften sollten zur Wiedergutmachung des großen Schadens auf den Nachweis eines Sperrkontos verzichten, auch wenn keine Verpflichtungserklärung vorliegt. Ein neues Sperrkonto kann nicht so schnell eingerichtet werden und die Studierenden haben die Situation nicht verschuldet. Schließlich trägt das Auswärtige Amt Mitverantwortung für diesen Skandal«, fasst de Planque nach. »Die Behörden haben schlichtweg versagt. Wie kann es sein, dass solche unlauteren Geschäfte nicht früher aufgefallen sind? Der Skandal ist nur möglich geworden, weil das Geschäft mit der Vermittlung von Sperrkonten nicht reguliert wird.«
Außerdem wurde Kritik über die Informationspolitik der Behörden sowie der Bank laut. »Die Kommunikation ist ein einziges Desaster. Die Betroffenen wurden lange Zeit über die nächsten Schritte im Dunkeln gelassen. Anfragen von Studierenden an die BaFin werden immer noch abgewimmelt, obwohl das Auswärtige Amt auf diese verweist«, ärgert sich Malú Ortega Méndez, AStA-Referentin für internationale Studierende an der Uni Mainz. »Auch die Aareal Bank, bei der die Studierenden ihr Geld eingezahlt haben, und die BAM, Anbieter der Sperrkonten, verweisen die Betroffenen an den jeweils anderen.« Die BaFin stellte am Donnerstag klar, dass die Abwicklung direkt über die Aareal Bank zu erfolgen hat. Zuvor erreichten die Studierendenvertreter*innen zahlreiche Beschwerden über die unzureichende Kommunikation der Bank. Es habe sich gezeigt, dass kein Verlass auf den Sperrkontenanbieter BAM sei, der Kunden zuletzt mit einer automatischen Antwort auf 14 Tage vertröstete. »Ewige 14 Tage schienen das zu sein, denn diese Nachricht war über mehr als eine Woche hinweg die Antwort auf alle eingehenden E-Mails«, merkt Nadia Galina, Vorstandsmitglied des BAS, an.
Benjamin Kley, Referent für Studium und Lehre des RefRat an der Humboldt-Universität Berlin, kritisiert den Umgang mit den Daten der Betroffenen: »Die Bank verlangt jetzt, Kopien sensibler personenbezogener Daten per E-Mail zu schicken. Das ist ein Unding, denn hierfür gibt es bereits etablierte sichere Übertragungswege. E-Mail ist das denkbar unsicherste Medium.« Aufgrund der Bedenken haben die Studierendenvertreter*innen bereits den Bundesdatenschutzbeauftragten eingeschaltet. »Rasche Lösungen, damit die Betroffenen wieder an ihr Geld kommen, sind die eine Sache. Es muss jedoch in jedem Fall gewährleistet sein, dass die sensiblen Daten nicht in falsche Hände geraten«, führt Kley aus.
Derzeit hat das Auswärtige Amt alle Anbieter von seiner Homepage genommen und spricht von einer Überarbeitung der Liste. Der BAS fordert, nur noch Anbieter:innen auf diese Liste aufzunehmen, die als Bank unter Kontrolle der BaFin stehen und denen das Einlagegeschäft mit Sperrkonten direkt gestattet ist.
Generell sollte die Form des Nachweises der Sicherung des Lebensunterhaltes überdacht und abgeschafft werden.
english Version
Press release
Blocked account provider scandal: „Authorities have failed“
Some of the foreign students already in Germany received the overdue payment for July last week. Others are still stranded. Uncertainty prevails, especially among students still abroad. Ulm, 27.07.2021
Those who had already received payments from the blocked account provider “BAM Bundesweites Anlagemanagement” before June until it reported “technical difficulties” are in luck. In the middle of last week, some of those affected received the back payment for July. The Federal Association of International Students (BAS) welcomes this step, but at the same time urges that the transfer for the rest of those affected take place quickly. The BAS also advocates immediate repayment of the entire sum. The DSW promised fast, unbureaucratic financial help through the already existing channels via the local social counselling centres. The BAS points out not to forget those affected who are not pursuing studies or are not yet enrolled at a university.
On Thursday, BaFin presented the roadmap for the orderly transfer of international students’ deposits to alternative providers. But BAS is not giving the all-clear just yet. “Prospective students who opened the blocked account with BAM to apply for their study visa will also be required to open a new blocked account with another provider. BaFin has since announced a process for this, but it is likely to drag on,” Fabian de Planque, BAS finance officer, elaborates. “The issuing of visas is time-critical. It won’t be long until the start of the winter semester. A non-bureaucratic solution is needed here.” BAS is campaigning for the sum to be sufficient as proof of funding. “The embassies should waive the proof of a blocked account to make up for the great damage, even if there is no declaration of commitment. A new blocked account cannot be set up so quickly and the students are not to blame for the situation. After all, the Foreign Office shares responsibility for this scandal,” de Planque concludes. “The authorities have simply failed. How can it be that such dishonest dealings were not noticed earlier? The scandal has only become possible because the business of brokering blocked accounts is not regulated.”
There was also criticism about the information policy of the authorities as well as the bank. “The communication is a single disaster. Those affected were kept in the dark for a long time about the next steps. Enquiries from students to the BaFin are still being turned away, although the Foreign Office refers to them,” Malú Ortega Méndez, AStA officer for international students at the University of Mainz, is annoyed. “Aareal Bank, where the students deposited their money, and BAM, provider of the blocked accounts, also refer those affected to the other.” BaFin clarified on Thursday that the settlement must be made directly through Aareal Bank. Previously, the student representatives had received numerous complaints about the bank’s inadequate communication. It had become apparent that the blocked account provider BAM could not be relied upon, as it had recently put customers off for 14 days with an automatic reply. “Eternal 14 days it seemed, because this message was the answer to all incoming emails for more than a week,” notes Nadia Galina, BAS board member.
Benjamin Kley, RefRat Study and Teaching Officer at Humboldt University Berlin, criticises the handling of the data of those affected: “The bank is now demanding that copies of sensitive personal data be sent by email. This is outrageous, because there are already established secure transmission channels for this. E-mail is the most insecure medium imaginable.” Due to the concerns, the student representatives have already called in the Federal Data Protection Commissioner. “Quick solutions so that those affected can get their money back are one thing. However, it must be guaranteed in any case that the sensitive data does not fall into the wrong hands,” Kley continues.
Currently, the Foreign Office has taken all providers off its homepage and is talking about revising the list. The BAS demands that only providers be included on this list who are banks under the control of the BaFin and who are directly permitted to make deposits with blocked accounts.
In general, the form of proof of livelihood security should be reconsidered and abolished.
Bundesverband auslaendischer Studierender – BAS e.V.
Interessensvertretung der internationalen Studierenden in der Bundesrepublik Deutschland
(Federal Union of international Students in Germany)c/o StudierendenVertretung Universitaet Ulm
D- 89069 Ulm
Mobil: +49 176 2345 27 07