“Men at sometime were masters of their fates.
The fault, dear Brutus, is not in our stars,
But in ourselves, that we are underlings.”
(William Shakespeare: Cassius in Julius Caesar, 1499.)
Liebe Kommilitoninnen und Kommilitonen!
Im Referat für internationale Studierende (RIS) organisieren sich Studierende aus vielen Ländern, damit wir unsere Universität und unsere Welt gemeinsam menschenwürdig verändern. Hier berichten wir von unserem Engagement der letzten 12 Monate.
Pandemie, der Ukraine-Krieg und die weltweit vertiefte soziale Ungleichheit sind für alle herausfordernd. JedeR sechste Studierende erlebt eine schwere mentalen Krise; rund 70 Prozent leben an der der Armutsgrenze oder darunter.
Es ist höchste Zeit,
gerechtere Gesellschaft zu erkämpfen. Dafür wirken weltweit Menschen mit Mut und ausgreifender Solidarität. Wir knüpfen Verbindungen zu Bewegung in anderen Weltteilen und engagierten Kommiliton:innen hier.
Kennzeichnend für diese Zeit ist, dass die unipolare Welt einseitiger US-Hegemonie und des Neoliberalismus durch etwas Neues ersetzt wird. Aber es liegt in der Hand der Bevölkerungen, ob das Neue auch besser wird. Frieden und staatliche Souveränität in Einklang mit einem würdigen Leben aller, dieses Ziel verbindet uns mit Menschen weltweit.

Dafür bedarf es kritischer Bildung und engagierter Wissenschaft. Die Universitäten sind Stätten, an denen wir uns global für eine lebenswerte Zukunft verbünden können. Dafür sind wir im RIS mit vielen anderen aktiv mit Information, Beratung, Kampagnen, Seminaren und Veranstaltungen. Wer teilhaben will, ist eingeladen!
Mensch, Du hast Recht(e)!
„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft
und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen.“ So lautet der erste Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen. Die Wirklichkeit ist von diesem Anspruch weit entfernt. Es ist unser aller Aufgabe, das zu ändern. Alle haben ein Recht auf Lebensbedingungen, die ihnen gestaltende Teilhabe an der Gesellschaft ermöglichen.
Deshalb kämpfen wir dafür, dass internationale Studierende nicht diskriminiert werden – zum Beispiel für ein BAföG für alle anstatt „Finanzierungsnachweis“ von rund 11.000 Euro, der für einen Aufenthaltstitel erforderlich ist. Oder für gleiche Rechte, auch auf dem Arbeitsmarkt statt einer Beschränkung der Arbeitserlaubnis auf 120 Tage im Jahr. Dafür haben wir in den letzten Monaten begonnen, im „Bundesverband Ausländischer Studierender“ (BAS) die Vernetzung von Studierendenschaften deutschlandweit zu verbessern. Wir brauchen diese Kooperation, um die ungerechten Gesetze zu ändern.
Auch in Hamburg vernetzen wir uns: Im Arbeitskreis Ausländerstudium (AKA) treffen wir International Offices der Hochschulen und sozialer Einrichtungen. Wir müssen voneinander lernen, um demütigende Bürokratie der Ausländerbehörde, Krankenkassen und der Verwaltungen überwinden.
Mit Fachschaftsräten an der Uni setzen wir uns dafür ein, dass alle Studierende ihre Möglichkeiten, sozial einzugreifen, neu erkennen und wahrnehmen. Mit studentischen (Voll-)Versammlungen zur sozialen Lage, Demos und Aktionen kämpfen wir für eine bessere Finanzierung des Studierendenwerks (Mieten runter in den Wohnheimen und mehr Wohnplätze!), für ein 19-Euro-Ticket statt des teuren Semestertickets und für faires BAföG – unabhängig vom Pass.
Nur solidarisch finden wir einen Weg aus der Krise; der Versuch, individualisiert mit der Situation klarzukommen, scheitert unglücklich. Zusammen für Verbesserungen statt Einsamkeit; das ermutigt alle. Aufbruch!
Internationale Solidarität
Jede Begegnung mit internationalen Studierenden ist eine Chance auf Völkerverständigung. Internationaler Austausch, sinnvolle Wissenschaftskooperationen (auch mit Russland) und eine offene Kultur müssen in höherer Qualität neu durchgesetzt werden. Dazu gehört der Kampf für einen möglichst gerechten Zugang von Menschen aus allen Ländern zur Universität. Deshalb unterstützen wir „Uni hilft“ für geflüchtete Studieninteressierte. Die Zukunft der Menschheit ist Solidarität.
Lateinamerika
Die globale Ungleichheit zwischen Nord und Süd ist alles andere als natürlich. Mit Podiumsdiskussionen, Kulturveranstaltungen, Filmen und umfassender Bündnisarbeit sind wir den Gründen dieser Ungleichheit nachgegangen und haben die Alternativen dazu gemeinsam mit Repräsentant:innen von sozialen Bewegungen in Lateinamerika in Diskussionen herausarbeitet.
Im Juli 2022 hatten wir Epidemiologen aus Kuba zu Gast, die über ihre Praxis zur globalen und patentfreien (!) Pandemiebekämpfung und eine menschliche Perspektive zur Überwindung des bisher profitorientierten Gesundheitssystems berichteten. Kurz und knapp: konkrete Solidarität!
Im August 2022, anhand der Wahlen in Kolumbien, haben wir zusammen mit „Colombia Solidaria“ einige Kulturveranstaltung mit Studierenden und anderen lateinamerikanischen Aktiven in Hamburg unterstützt.
Zum Jahrestag des Putsches in Chile am 11. September 1973 haben wir eine Kundgebung auf dem neben der Uni gelegenen Allende-Platz durchgeführt, um an die historische „Unidad Popular“ zu erinnern, lateinamerikanische Studierende und Aktivist:innen in Hamburg zusammenzubringen und die Öffentlichkeit über die gegenwärtigen Aufbrüche und Konflikte Lateinamerikas und die Zusammenhänge mit europäischer Politik aufzuklären.
Im September haben wir außerdem in kultivierter Zusammenarbeit mit der brasilianischen Bewegung der Landlosen (MST) und der Kampagne „International Solidarisch: Schluss mit Austerität“ im Film-Seminar diskutiert: Was können wir aus der brasilianischen Bewegung lernen? Wie entsteht aus der Einheit von Bildung und sozialen Kämpfen Emanzipation aller? Auch hierzulande eine Möglichkeit!
Im Dezember, aus Anlaß der Wahlen in Brasilien, haben wir eine Podiumsdiskussion zwischen der studentischen Bewegung „Diretorio Central Estudantil da USP – São Paulo“, einem brasilianischen progressiven Wissenschaftler (Prof. Antônio Andrioli) und hier aktiven Studierenden organisiert. „Wie schaffen wir Kultur- und Bildungseinrichtungen, die auf Emanzipation statt auf Anpassung gerichtet sind und die länderübergreifend egalitär zu diesem Ziel zusammenarbeiten?“ war die produktive Fragestellung.
Iran
Seit im Herbst 2022 der Aufstand großer Teile der iranischen Bevölkerung gegen das Mullah-Regime begann, sehen wir für uns zwei Aufgaben: Erstens Möglichkeiten für iranische Studierende (und andere) zu schaffen, sich bezogen auf diesen Umbruch politisch zu bilden, zu diskutieren und zu organisieren und zweitens die Öffentlichkeit über den progressiven Charakter der Bewegung unter dem Motto „Zan – Zendegi – Azadi“/“Jin – Jian – Azadi“ und über den Zusammenhang zwischen Mullah-Regime und westlicher Politik aufzuklären. Diese von jungen Frauen initiierte Revolte, die schnell alle Regionen und Schichten der iranischen Gesellschaft ergriffen hat, ist auf einen tiefgreifenden sozialen Wandel gerichtet. Es geht um Würde, Gleichheit, Freiheit, sozialen Fortschritt und Frieden für alle und nicht um einen Abklatsch kapitalistischer „Moderne“. Diese Zielsetzung bestimmt unsere Solidaritätsformen.
Türkei
Viele Studierende der Uni Hamburg kommen aus der Türkei und sind dort wahlberechtigt; die Konflikte dort finden hier Widerhall. Mit einer RIS-Veranstaltung „Die Türkei nach dem Erdbeben und vor den Wahlen: Chancen für Frieden und Menschenrechte?“ haben wir aufgeklärt: Das Ende der Ära Erdoğan (aggressiver Neoliberalismus, Großmachtphantasien mit religiösem Anstrich) ist gekommen und wird mit harter Repression abgewehrt. Wir haben mit einem kurdischen Menschenrechtsaktivisten öffentlich diskutiert, wie ein antifaschistischer historischer Block aller demokratischen Kräfte entsteht und wie kritische Bildung, Kreativität im Widerstand und solidarischer Selbstorganisation in der Überwindung aller Gewalt den Ausschlag geben. Nicht nur in der Türkei…
Diese Veranstaltung, bei der Wissenschaftler:innen, Aktivist:innen und Künstler:innen aus der ganzen Welt kommen und mit über 1.000 Teilnehmenden diskutieren, wie wir eine bessere Welt aufbauen, hat bereits drei Mal an der Uni Hamburg stattgefunden. Dieses Mal hat eine Intervention des Inlandsgeheimdienstes zur kurzfristigen Absage durch das Uni-Präsidium geführt. Dennoch: Die Tagung gelang an anderem Ort und hat das Bewusstsein für die Gemeinsamkeiten der Kämpfe der Unterdrückten weltweit geschärft. Die antidemokratische Absage haben wir in den Gremien der Uni kritisch ausgewertet und sind zuversichtlich, dass die nächste Konferenz mit mehr bewusster Beteiligung an der Universität Hamburg willkommen ist – wenn wir alle wachsam agieren.
So gelingt Völkerverständigung – in der Tat –, natur- und menschengemäß, und „voilà!“, die wissenschaftliche Widerlegung der vermeintlich natürlichen Ungleichheit findet einen Weg.
Antikolonialer Antifaschismus:
Befreiung global!
„Der 8. Mai muss Feiertag werden!“ – Es ist der Tag, an dem in Europa der Zweite Weltkrieg endete. An dem diesjährigen „Fest der Befreiung“ in der Innenstadt haben wir uns beteiligt: Die Befreiung von Faschismus und Kolonialismus hat eine gemeinsame Geschichte. Am Beispiel Äthiopiens haben wir das exemplarisch ausgearbeitet und der Öffentlichkeit vorgestellt. Dies steht in Verbindung mit einer RIS-Aktion zur lebendigen Aneignung derMenschenrechtsdeklaration der Vereinten Nationen. Wir freuen uns schon auf das nächste Jahr und laden ein, mit uns an diesen Projekten zu arbeiten.
Für Frieden, Abrüstung und zivile Entwicklung

Am 2. Juli 2022 gab es die erste bundesweite Demo gegen die Aufrüstung der Bundeswehr mit zusätzlich 100 Mrd. Euro. Der militärischen „Zeitenwende“ entgegen lautete das Motto: „Wir zahlen nicht für eure Kriege! 100 Milliarden für eine demokratische zivile & soziale Zeitenwende“. Es demonstrierten ca. 4.000 Menschen. Wir haben die Demo mit organisiert und gemeinsame Fahrten dorthin, nach Berlin, ermöglicht.
Im Oktober 2022 haben wir eine Diskussion mit Prof. Norman Paech über „Völkerrechtliche Aspekte des Ukraine-Krieges und Friedensperspektiven“ durchgeführt. Der Angriff der russischen Administration gegen die Ukraine wurde als krasse Verletzung des Völkerrechts analysiert, die Geschichte der Abwertung des Völkerrechts in der vorausgehenden Politik westlicher Staaten und die Geschichte der Konfrontation mit Russland beleuchtet. Welche Mittel gibt uns das Völkerrecht, um Kriege wie diesen aus der Welt zu schaffen? Wie können wir das durchsetzen? Kritische, internationalistische und mutige Wissenschaft ist jedenfalls unverzichtbar und braucht unser aller Engagement. Man kann die Veranstaltung ansehen: https://lecture2go.uni-hamburg.de/l2go/-/get/v/64018
Kriege beginnen oft hier: Deutschland ist einer der weltgrößten Waffenexporteure. Durch den Hamburger Hafen wird ein Viertel der deutschen Rüstungsexporte in alle Welt verschifft, wo sie Elend, Zerstörung und Tod verursachen. Hier verursachen sie hingegen Riesenprofite für Rüstungsunternehmen und Militärhaushalte, die den Sozialstaat kaputtmachen und Bildung und Wissenschaft die Ressourcen entziehen. Da heißt es: Widerstand! Deshalb sind wir in der „Volksinitiative gegen Rüstungsexporte über den Hamburger Hafen“ aktiv. Damit alle Studierenden sich für Frieden und internationale, zivile Konfliktlösung engagieren können, rufen wir regelmäßig auf zu Aktionen der Friedensbewegung.
Mensch, mach mit!
Als Ergebnis der studentischen Revolte von 1968 haben alle Studierenden – auch die ohne deutschen Pass – an der Uni das Recht, sich demokratisch zu organisieren und zu wählen. Es gibt eine Struktur, in der alle Studierende über Inhalte, Lernformen und Organisation der Uni und im Studienkolleg mitbestimmen können. Das Referat für internationale Studierende (RIS) ist auch ein Ergebnis solcher Kämpfe. Wir informieren intensiv über Beteiligungsmöglichkeiten und Kontroversen – in Wohnheimen, in den Orientierungseinheiten, dem Studienkolleg und wo immer eine Gelegenheit ist. Denn alle müssen wissen: Wir können die Universität und Gesellschaft positiv verändern, wenn wirunsere Rechte kennen und wahrnehmen!Der Kern der studentischen Demokratie ist das Studierendenparlament (StuPa). Diese wird von uns allen gewählt und wählt wiederum den Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA).Hier werden wichtige Debatten der studentischen Politik geführt – zum Beispiel, ob und wie man gemeinsam für die Verbesserung unserer sozialen Lage kämpft. Wir kämpfen dort dafür, dass im StuPa und AStA die globale Verantwortung von Wissenschaft und die internationale Solidarität zwischen Studierenden Thema sind und gestärkt werden.

Sprechstunden im RIS
Alle internationalen Studierenden (und Interessierte) können vorbei kommen oder eine E-mail an uns schreiben: ris@asta.uni-hamburg.de
- montags von 9:30 bis 11:30 / ONLINE oder nach Vereinbarung: Sendet uns eine Email, und Euch wird ein Link mit der Einladung zu Jitsi-Sitzung (oder Zoom) geschickt.
- dienstags von 12:00 bis 16:00 / in Präsenz /persönlich
- mittwochs von 14:00 bis 16:00 Uhr / in Präsenz /persönlich
- freitags von 11 bis 13 Uhr / in Präsenz/ persönlich
Unser Raum ist im WiWi-Gebäude der Uni Hamburg (Von Melle Park 5, EG, AStA Trakt, Raum 0042); telefonisch sind wir zu erreichen unter: +49 (0) 40 450204 36.