Erinnerung und Mahnung

Am 9. November 2022, 15:30 – 16:30 Uhr
auf dem Joseph-Carlebach-Platz

Aufruf des Akademischen Senats der Universität Hamburg zum Gedenken am 9. November 2022

Die Geschichte mahnt:
Die Gegenwart aufgeklärt und sozial gestalten!

„Es wird einmal die Stunde kommen, wo alles Gegenwart sein wird, was jetzt noch vage Zukunft ist, wo die Zeit selber von uns Rechenschaft fordern wird, was wir all die Jahre getan haben.“ Carl von Ossietzky, in: Monatliche Mitteilungen des Deutschen Monistenbundes. Ein Wort über Aktivismus, 1. März 1918.

Am 9. November jährt sich zum 84. Mal das antisemitische Pogrom der Nazis, mit dem sie die Tür zum folgenden Raub- und Vernichtungskrieg weit aufstießen. In Hamburg wurde auch die Synagoge auf dem direkt neben der Universität gelegenen Bornplatz – heute: Joseph- Carlebach-Platz – geschändet. (Danach wurde die Synagoge auf Kosten der jüdischen Gemeinde gänzlich zerstört.) Im Zuge des Novemberpogroms wurden insgesamt etwa vierhundert Menschen ermordet, knapp 30.000 Menschen verhaftet und mißhandelt und zigtausende „jüdischer“ Geschäfte und Wohnungen, Synagogen und Kultureinrichtungen von Nazis geschändet und zerstört.

„Nie wieder!“ ist somit untrennbar davon, der Anfänge zu wehren. In diesem Verständnis unterstützt der Akademische Senat der Universität Hamburg die Mahnwache am historischen Ort. Vernunft ist couragiert praktizierte Menschlichkeit. Die Universität wendet sich gegen Verunglimpfung und grobe Vereinfachung, mit denen – heute wie gestern – „Sündenböcke“ für tiefgreifende gesellschaftliche Krisen ausmacht werden. Es ist eine gemeinsame Aufgabe, das komplexe Zusammenleben in der einen Welt menschlicher zu gestalten. Die Universität will wissenschaftlich und kulturell beitragen, Frieden und soziale Wohlentwicklung global zu ermöglichen. In einer Zeit des Krieges und extremer sozialer Verwerfungen intensiviert sie ihr Engagement, die Sustainable Developementgoals der Vereinten Nationen zu verwirklichen. Die Beseitigung von Armut und die Überwindung der ökologischen Krise gehen einher mit geschichtsbewusster Aufklärung und wissenschaftlicher Kooperation im Geiste des Friedens. Bildung, Kunst, Kultur und Wissenschaft sind menschliche Bedürfnisse und sollen von allen erworben sowie angewandt werden können. Diese Ambition verbindet uns heute mit dem Erbe derjenigen Bürger:innen und Mitglieder der Universität, die in den 1930er Jahren verfolgt, vertrieben und der Vernichtung anheim gegeben wurden.

Eine Veranstaltung der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschist:innen (VVN-BdA), der Liberalen Jüdischen Gemeinde Hamburg und der Universität Hamburg.